In die Hecken geschaut
Der Wettergott hatte wieder einmal ein Einsehen mit den Teilnehmern des 1. Hecken-Seminars bei der BLAUEN LEITER. Während es bei der Anfahrt und während des Vortrags noch heftig regnete, konnte das Mittagessen schon im Freien genossen werden, und während der Exkursion schaute sogar die Sonne durch die Wolken.
Die Referentin Dr. Manuela Tölle gab in ihrem Vortrag zunächst einen Überblick über die geschichtliche Entstehung der Hecken als landschaftsprägende Elemente. Während die Hecken früher als Weidebe-grenzungen, aber auch als Brennholz- und Nahrungs-lieferanten für die einfachen Leute dienten, wurden sie in den letzten Jahrzehnten immer häufiger Flurbereinigungen oder Straßen-neubauten geopfert. Erst die verheerenden Sandstürme im Osten Deutschlands führten zu vermehrten Neuanpflanzungen von Hecken.
Hecken sind durch den Menschen geschaffene Kulturlandschaftselemente und mittlerweile ein bedeutendes Refugium für viele Pflanzen- und Tierarten. „Artenvielfalt am Wegesrand“, so titelte die Referentin. „Um diese einmaligen Lebensräume zu erhalten, brauchen sie eine regelmäßige, fachkundige Pflege.“ Und Wege und landwirtschaftliche Flächen sollen nicht beeinträchtigt werden. Die Referentin zeigte anhand vieler Beispiele sinnvolle ebenso wie gut gemeinte, aber falsche Pflegemaßnahmen. Und sie erklärte, warum auch die Entnahme von Großbäumen für das Überleben der Hecken unbedingt notwendig ist.
Immer wieder wies Dr. Tölle darauf hin, dass man für effektiven Naturschutz kompromissbereit sein müsse. Nur durch ständige Aufklärung und Zusam-menarbeit mit Landwirten und anderen Landbesitzern sowie Verständnis für die andere Seite könnten Maßnahmen zum Schutz der letzten Natur-Refugien in unserer Landschaft durchgeführt werden. Die Gartenfreunde ermunterte sie: “Wenn ihr in einer Ecke eures Gartens ein paar Brennnesseln wachsen lasst, dann könnt ihr euch in eurem Ziergarten gerne auch mal an einer exotischen Pflanze erfreuen!“
Die anschließende Exkur-sion führte zunächst an Waldrändern entlang zu einer 1600 m langen, sehr artenreichen Hecke, die von der Referentin in enger Zusammenarbeit mit kommunalen Behörden gepflegt wird. Hier sollten die Teilnehmer mindestens 30 Gehölzarten finden, wobei sie auch Bestimmungsbücher benutzen durften. Mit viel Spaß und gegenseitiger Hilfe wurde die Vorgabe auch fast erreicht.
Den Abschluss bildete das Hecken-Versuchsfeld auf dem Hof von der Referen-tin. Hier wurde vor drei Jahren eine 130 m lange und 6 m breite Wallhecke mit rund 800 Hecken-pflanzen angelegt, die sich sehr gut entwickelt. Aus der intensiven Beobachtung dieser Hecke ergeben sich für Dr. Tölle viele wertvolle Erkenntnisse für Hecken-Neuanlagen. Aber auch der Bereich der abgeschobenen Erde ist nicht weniger interessant, denn hier entsteht ein artenreicher Trockenrasen. Zum Schluss warfen die Teilnehmer einen Blick auf die so genannte „Küchenhecke“, deren Pflanzenmischung speziell auf Hausgärten abgestimmt ist und in der beispielsweise auch Forsythien einzig zur Freude für das menschliche Auge enthalten sind.
Während des anschließen-den Kaffeetrinkens wurde eifrig weiter diskutiert. Der Initiator der BLAUEN LEITER, Dr. Hans-Joachim Andres, dankte der Referen-tin im Namen aller Teilneh-mer für ein besonders informatives und anschauli-ches Seminar. Er wies darauf hin, dass die Bäume durch Baumschutz-Satzungen und Proteste gegen Fällungen noch eine gewisse Lobby in unserer Gesellschaft haben, während diese den Hecken fast völlig fehle. Umso wichtiger seien Veranstaltungen wie dieses instruktive Hecken-Seminar.
Stimmen der Teilnehmer
"Danke für einen informativen Sonntag in familiärer Atmosphäre!"
Marga & Mareike Knebel, Bremerhaven
"Ein Tag, der den Blick auf die Umwelt verändert hat. Naturschutz ganz praktisch; umsetzbar.
Lernen in Bewegung und Begegnung - ein perfekter Tag!"
Nikola Macke & Johann Bork, Hatten
"Vielen Dank! Wunderschön"
Juliana Netzer, Beverstedt
Bildergalarie
Fotos: Dr. Hans-Joachim Andres