Von Torfmoosen zu Moorleichen

Inmitten einer allgemeinen Regen-Periode bescherte das Wetter den Teilnehmern am 1. Moor-Seminar einen sonnigen Herbsttag. Schon bei der Begrüßung gabe es viele "Hallos", denn man kannte sich von den Moor-Workshops oder den Baum-Seminaren.

Nach dem Kennenlern-Kaffee und den ersten Besichtigungen der Kunstausstellungen oder des Naturgartens, ging es an das "Eingemachte". Seminarleiter Dr. Hans-Joachim Andres führte die Teilnehmer mit einem unterhaltsamen und anschaulichen, aber dennoch sehr gehaltvollen Vortrag in das Thema ein. Von der Entstehung der Moore über die Moor-Kolonisation sowie die moortypischen Pflanzen und Tiere ging es zur besonderen Rolle der Torfmoose als Mittelpunkt der Moore. Sie haben massiv gegen die allgegenwärtigen Konkurrenten zu kämpfen und sind darüber hinaus auch noch durch die permanente Überdüngung aus der Luft gefährdet. Mehr oder weniger erfolgreiche Maßnahmen zur Wiedervernässung wurden ebenso vorgestellt wie die besonders wichtige Rolle der Moore im Klimahaushalt.

Unter dem Lupenmikroskop konnte das Torfmoos eingehend betrachtet werden. Die große Wasserbindung dieser moorbildenden Pflanze zeigte sich eindrucksvoll durch prall gefüllte Blätter. Die Torfmoose zeigen derzeit ein besonders gutes Wachstum.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen gab viel Lob für die Köchin und dann begann die Exkursion in die Moore rings um das Semi-narhaus. Dabei wurden Bodenproben entnommen, die Tiefe der Moore ausgelotet und typische Moorpflanzen vorgestellt.

Viel Spaß gab es bei einem alten Lloyd-PKW, der vor etwa 60 Jahren im Moor entsorgt wurde und als „Moorleiche“ ungewöhnlich gut erhalten ist.

Die Gefährlichkeit der Schwingrasen im Moor konnte ebenso eindrucks-voll demonstriert werden wie das Neuwachstum vieler kleiner Moore in alten Torfstichen ohne menschliches Zutun.

Trotz des Lerneifers kam aber auch der Spaß nicht zu kurz. Dieser "Moorleiche" wollte jedoch niemand ernstlich zur Hilfe springen. Die besonderen Gefahren des Schwingrasens waren nämlich allen Beteiligten klar geworden.

Nach einer Wanderung durch alte Torfabbau-gebiete und einsame Moor-Birken-Wälder sowie dem Besuch eines Mäusebus-sard-Horstes wurde als Höhepunkt der Exkursion in einem alten Torfstich das Torfstechen mit histori-schen Werkzeugen geübt.

Hans Hermann Tiedemann hat als junger Mensch das Torfstechen gelernt und übernahm gekonnt die Regie. Hierbei zeigte sich eindrucksvoll, um welch schwere Arbeit es sich gehandelt hat.

Nachdem die Torfsoden ordnungsgemäß aufgesta-pelt waren, warteten im Seminarhaus Kaffee und Kuchen auf die hungrigen Wanderer und es ergaben sich viele Gespräche und Kontakte zwischen den Naturinteressierten.

Als Neuerung bei der „Blauen Leiter“ konnten sich die Teilnehmer anschließend einer schriftlichen Prüfung über die vorgetragenen Inhalte unterziehen, um das „Moor-Zertifikat“ zu erlangen. Dieses unterscheidet sich durch seine Seriosität von diversen anderen „Spaß-Diplomen“. Alle Teilnehmer erreichten die erforderliche Punktzahl und werden von nun an „mit anderen Augen durch die Moor gehen“, wie eine Teilnehmerin bemerkte. Die vielen positiven Äußerungen und die Rückmeldungen sowie die Gästebucheinträge zeigen die ungeteilte Begeisterung der Teilnehmer über dieses außergewöhnliche Seminar, welches demnächst wiederholt wird.

Alle Teilnehmer des 1. Seminars "Das Moor erleben" haben die schriftliche Prüfung bestanden und konnten die neuen Zertifikate in Empfang nehmen. Von links nach rechts, von hinten nach vorne:

Harald Behnke, Bremervörde; Holger Buwert, Schiffdorf; Iris Cappelmann, Schiffdorf; Clemens Müller, Bremen; Marita Ohlrogge, Tarmstedt; Alfred Eberle, Bremervörde; Hans Hermann Tiedemann, Bremervörde; Petra Albers, Jork; Bernd Siewert, Bremervörde; Seminarleiter Dr. Hans-Joachim Andres, Frelsdorf; Susanne Vollmer, Bremen; Stefan Eberle, Bremervörde; Roland Theer, Jork; Walter Rademacher, Neuhaus (fehlt auf dem Foto).

Alfred Eberle aus Bremervörde-Elm hat die gute Stimmung der Teilnehmer zusammen-gefaßt:

„Dankbar haben wir die Einladung zum Moor-Seminar inmitten der Naturidylle bei Dr. Andres angenommen. Nach einer großartigen Einweisung erfolgte eine schöne Wanderung durch die Moore. Wir sahen Torfmoos, Pfeifengras und Schwingrasen. Dankeschön auch für Speis und Trank.

Wir kommen wieder!“